Mittwoch, 26. September 2007

Macht lustig

"Deutschsprachiger Humor war immer ein Mittel der Verächtlichmachung."
Marlene Streeruwitz

So, wie in einer autoritären Gesellschaft, die von Disziplin und Gehorsam geprägt ist, mediale Zuchtmeister wie Göbbels, Harlan und Riefenstahl die Bevölkerung im Sinne der Führungs-Elite geformt haben, so braucht der Macht-Apparat in einer Spassgesellschaft dafür andere Leute, eben Spassmacher, Comedians und sonstige Witzbolde - die zeitgemässen Lachsäcke und Witzfiguren als Sprechpuppen ihrer Strippenzieher im Hintergrund. Gemeint sind selbstredend nicht jene wackeren und wahrhaftigen Humoristen, die den Mächtigen im Lande die Denkerstirn bieten.

Wie konnte es dazu kommen, fragte man kopfschüttelnd Angesichts des enthirnten Massen-Mobbings gegen alle Minderheiten während der Nazizeit. Man braucht sich nur mal eine Dosis dieser enthirnten Comedy- und manche Kabarett-Spacken des deutschen Fernsehens, samt ihres fremdgesteuerten "Applaus-Viehs" im Studio, angucken, dann weisss man wieder, dass Massenhysterien auch ohne offizielle Diktatur funktionieren und in welche Richtung solche in Deutschland treiben, und zu was Menschen auch ohne Diktatur fähig sind.

Auch Medienmacht ist eine Macht; und es ist ein Irrtum zu meinen, die Nazis seien grundsätzlich humorlos gewesen; das waren die nur, solange sie keine Macht hatten. Als die an der Macht waren hatten die sehr viel Spass - bekanntlich auf Kosten anderer.

Was sind das für Zeiten, in denen Ernsthaftigkeit als verwerflich gilt? Nicht Schluss mit lustig oder ähnlicher Stuss ist gemeint, sondern es geht um Respekt, der umso grösser sein muss, je mehr Macht die Witzereisser haben, also um einen Humor der nicht auf Kosten anderer geht, und schon gar nicht solcher Menschen, die nicht mitlachen oder sich nicht wehren können.

Das faschistoide an den Comedy-Spacken in TV und Radio ist, dass sie zum grossen Teil zur Propaganda-Abteilung der Geheimdienste gehören und mit abgeschöpften Privatheiten (Wissen ist Macht) Zielpersonen gezielt mobben (das an anderer Stelle schon erwähnte Prinzip Hundepfeife). Mit solcher Protektion kommen Medienleute dann auch ohne Proben nach Oben.