Dienstag, 2. Dezember 2008

Undurchsichtiges Fernsehen


Neulich im TV-Interview wurde Elke Heidenreich vom schweizer Moderator - meiner Erinnerung nach sinngemäss - gefragt, ob sie die enorme Macht des Fernsehens, von der manch andere gesellschaftliche Gruppe nur träumen kann, nicht auch kritisiere. Heidenreich fand aber, dass es diesbezügliche Kritik innerhalb der Medien genügend gebe, sie habe allein inhaltliche Kritik.

Einer der grössten Machtfaktoren im Lande ist zweifellos das Staatsfernsehen (ARD und ZDF).
Haben Sie den Eindruck, das Fernsehen ist ein von der Bevölkerung, den Zuschauern mit-gestaltetes, im Kern von uns Bürgern mit-bestimmtes, also demokratisches Medium? Oder kommt es Ihnen nicht doch auch eher wie ein undurchsichtiger Komplex vor?

Offiziell gibt es als inhaltliche Kontrolle den sog. Rundfunkrat oder die Rundfunkräte. Wissen Sie irgend etwas über den Rundfunkrat, ausser seinem Namen? Haben Sie jemals etwas Inhaltliches von den Rundfunkräten gehört, sei es Kritik oder ein regelmässiger Bericht? Von einem Monats- oder Jahres-Bericht des Rundfunkrates, ähnlich dem des Wehrbeauftragten, habe ich noch nie gehört.

Wir, die Bevölkerung wissen weder, wie Personalfragen noch wie Inhalte in den Sendern auf den Tisch kommen und behandelt werden - wir Bürger bleiben aussen vor.

Was haben beispielsweise die ARD-Politmagazine (Monitor, Report, Fakt, Kontraste, Panorama) zu verbergen, dass sie dem NDR-Medienmagazin ZAPP letztlich den Einblick in ihre Redaktionsarbeit verwehrt haben, sodass am Ende der begonnene Zapp-Bericht über diese Politmagazine nicht zustande kam? Und wie kommt das ARD-Politmagazin PANORAMA dazu, eine Erklärung quasi im Namen der NDR-Sendung ZAPP abzugeben? Warum sind zu dieser dubiosen Angelegenheit im Medienbereich fast keine Informationen im Internet zu finden, bis auf die Stellungnahme von Panorama quasi als Vormund von Zapp? Der dort erwähnte Spiegelbericht ist nicht zu googeln, ebensowenig der Artikel in der Süddeutschen (SZ). Auch auf der Zapp-Homepage gibt es keinen Hinweis auf diese auffällige Sache.
Wieder so ein Indiz dafür, dass kritische Dinge gar nicht erst ins Internet gelangen, oder von dort entfernt werden. Unterm Strich lässt das Schlimmes befürchten. In Punkto Pressefreiheit rangiert Deutschland aktuell irgendwo um Platz 20, hinter Bolivien.

Das Fernsehen sagt uns, wieviel Geld die Hartz IV-Empfänger bekommen und wie hoch die diversen Einkommen der Politiker sind, weil die schliesslich Vertreter des Volkes sind und vom Volk bezahlt werden. Warum wissen wir dann nicht, wie hoch die Einkommen der Moderatoren und Redakteure in den Sendern sind? Auch sie werden von den Zwangsgebühren (GEZ) der Bürger bezahlt und auch sie sollen eigentlich Meinungsvertreter der Bevölkerung sein.
Wie Abgeordnete haben TV-Journalisten grossen Einfluss auf Alltag und Leben der Bevölkerung. Darum ist wie bei Politikern auch bei TV-Journalisten wichtig für die Bevölkerung zu wissen, wer die Leute in den Sendern sind und wer sie und in welcher Höhe finanziert. Darüber erfahren wir aber nichts. Allenfalls wird gelegentlich mal ein schleichwerbender Promi oder ein möglicher Interessenkonflikt bei einem Nachrichtenmoderator öffentlich bekannt gemacht. In den angeblich demokratisch-seriösen Sendern passiert erstaunlich vieles erstaunlich geheim.