Dienstag, 29. Dezember 2009

Wenn ärztliche "Kunstfehler" sich lohnen

Der Mediziner Hirschhausen, der sich seit einiger Zeit als Talkmaster im TV versucht, sagte neulich in seiner TalkShow, der Komiker Mario Bath sei ja bekanntlich kürzlich an den Stimmbändern operiert worden, und fügte launig hinzu, da habe sich der Arzt vielleicht auch gefragt, ob sich ein Kunstfehler lohne.

update: Die Hybris des Eckhart von Hirschhausen

Sonntag, 20. Dezember 2009

Missbrauch des Leistungsbegriffs

Immer wieder mal lassen Prommis im Fernsehen den Begriff Leistungsgesellschaft fallen. Grade neulich beim Reinzappen zum Länderspiel gegen die Elfenbeinküste hörte ich ihn Günter Netzer sagen, im Zusammenhang mit dem Selbstmord von Robert Enke. Was Netzer vorher genau dazu sagte, habe ich nicht mitbekommen, wie er aber sagte, wir leben nun mal in einer Leistungsgesellschaft, klang es so wie üblich: Leistungsgesellschaft als eine Gesellschaft spezieller Menschen, für die Arbeit, Maloche, Leistung, aber vor allem Geld, oberste Priorität hat, und für Sensible, Zweifler, Nachdenkliche und Müssiggänger einfach kein Platz ist. Tatsächlich bedeutet Leistungsgesellschaft eigentlich was ganz anderes. Wie folgender Auszug aus der Microsoft Encarta Enzyklopädie 2000 zeigt.
Leistungsgesellschaft, eine Industriegesellschaft, in der Positionen, Privilegien und Gratifikationen an Individuen oder Gruppen ausschließlich nach der für die Gesellschaft erbrachten Leistung vergeben werden.
Stand, Geburt, Hautfarbe oder Geschlecht scheiden als Zugangs- und Belohnungskriterien in modernen bürgerlichen Gesellschaften aus, da die Gesellschaft von ihren Mitgliedern als gerecht erachtet werden soll.
Kritiker stellen in Frage, ob in den entwickelten Industrieländern die individuelle Leistung tatsächlich für Privilegien, Eigentum, Einkommen oder soziales Prestige verantwortlich ist oder ob nicht gerade diejenigen, die umfangreiche Privilegien genießen, fälschlicherweise der Ansicht sind, außergewöhnliche Leistungen erbracht zu haben. Zum anderen erscheint die Festlegung, was eine gesellschaftlich zu honorierende Leistung ist und wie sie bemessen werden kann häufig als willkürlich. So kann man z. B. beobachten, dass vermögende Menschen ein leistungsloses Einkommen beziehen und in der sozialen Machtposition des Arbeitgebers Leistungsansprüche an andere stellen und durchsetzen können. Umgekehrt macht die Leistung von Schwerarbeitern diese weder reich noch privilegiert. Historisch gesehen basiert in der bürgerlichen Gesellschaft privater Reichtum auf der Benutzung fremder Arbeitskraft.
Karl Marx meinte, vom Gewinn werde auf eine individuelle Leistung des Arbeitgebers zurückgeschlossen, was jedoch ein Fehlschluss sei. Der Lohn dagegen bezahle nicht die wirklich erbrachte Leistung des Arbeitnehmers; würde er dies, dann wäre der Kauf fremder Arbeitskraft unrentabel. Vielmehr orientiere sich der Lohn an den Gegebenheiten des Arbeitsmarktes.


Ich bin nicht in allem mit dem Text einverstanden. Reichtum und Priviligien sind ja Begriffe, deren Inhalt sich erst in Relation konkretisiert. Beispielsweise im Vergleich zu Sozialgeldempfängern sind Schwerarbeiter durchaus reich und privilegiert. Hartz-4-Leute stehen auf der sozialen und finanziellen Leiter ganz unten; im Vergleich zu ihnen ist ein Schwerarbeiter mit seinem Einkommen und seinem gesellschaftlichen Ansehen als Erwerbstätiger durchaus privilegiert.

Sonntag, 6. Dezember 2009

Kollegen oder Kameraden?

Wieso "Kameraden" statt Kollegen?

Merkwürdig dass die Links nicht mehr funktionieren, die Inhalte also nicht mehr greifbar sind und der Filter der hiesigen Stadtbücherei sperrt die Seiten wegen angbeblich jugendgefährdender Inhalte. Absurdistan ...

Donnerstag, 3. Dezember 2009

Kann Kabarett politisch links sein?

Gesellschaftliche Missstände zu erkennen und sich dann an den Quellen zu bemühen, die Ursachen dieser Missstände zu beheben, ist links. Sie jedoch zu sehen oder sich berichten zu lassen, was die Masse als gesellschaftliche Missstände empfindet, und dann nicht aktiv an der Quelle, bei den Ursachen, diese Missstände versuchen zu beseitigen, sondern sich statt dessen hinzusetzen und über die Missstände zu lachen, ist natürlich rechts. Oder sogar Geld damit zu machen, sich auf eine Bühne zu stellen um ein Publikum mit diesen Missständen zu unterhalten, ist selbstverständlich noch rechter (der Aktivismus mancher Kabarettisten abseits der Bühne dient meist nur ihrer anschliessenden Vermarktung). Kabarett ist also per se erstmal rechts, weil es mit Missständen Geld macht und zum passiven Konsum, zum blossen Zuschauen verführt. Um das zu kaschieren, muss es sich als politisch links ausgeben. Also links im Rechts. So wie der soziale Flügel in der CDU oder bei den noch rechteren Faschisten.

Mittwoch, 2. Dezember 2009

Gear (engl., sprich: Gier)

Gear, englisch für: Zahnrad, Getriebe, Gang, Zubehör. Des herrschenden Systems.

Übrigens liebe Mainstream-Medien (ARD, BILD, RTL-Pro7-Group, SPIEGEL, ZDF) auch im Wort Neugier steckt das Wörtchen Gier.

Dienstag, 1. Dezember 2009

Mehr Kameras und höhere Strafen bei Gewalt gegen Fahrgäste in Bussen und Bahnen?

In den letzten Tagen gab es in den Medien Forderungen von Politikern nach mehr Kameras und höheren Strafen bei Gewalt gegen Fahrgäste in Bussen und Bahnen. Begründet wurde es damit, dass man den Gewälttätern ausgeliefert sei, weil man in Bussen und Bahnen nicht flüchten könne.

Wäre es nicht angemessener und sinnvoller, statt mehr Kameras und Überwacher zu installieren, der Bevölkerung Gutscheine für kostenlose Kurse in Selbstverteidigung auszuhändigen? Hilfe zur Selbsthilfe (eine beliebte Politiker-Floskel), und quasi das Äquivalent zur Abwrackprämie für Autofahrer: eine Subvention für Fussgänger, Buss- und Bahnfahrer. Vielleicht könnte der sog. Held und Einzelkämpfer von München-Solln noch leben, wenn er, die Kinder die er schützen wollte und die tatenlosen Zuschauer solche kostenlosen Kurse in Selbsverteidigung belegt hätten. Update am 20.Juli 2010: Erst hiess es der Mann sei Justizbeamter, dann er sei Manager. Auf jeden Fall war er im Kickboxen ausgebildet, was an Angriffssport ist, und er soll sich nicht verteidigt sondern die Belästiger aggressiv körperlich attackiert und verletzt haben. Hätte er einen Selbstverteidigungskurs belegt, wäre er auf defensives Verhalten trainiert worden und könnte vielleicht noch leben.

Um welchen Faktor müsste man die Strafen erhöhen bei verbrecherischen und pfuschenden Ärzten?
Patienten in Vollnarkose sind den maskierten, behandschuhten und mit Messern bewaffneten Human-Metzgern in Weiss noch viel hilfloser ausgeliefert. Also Strafen für Ärzte verdoppeln! (Korrektur: im OP tragen die akademischen Täter natürlich keine weissen Westen sondern ihre grüne Tarn-Uniform)
Aber die Verdoppelung von Null bleibt Null. Gewalttätige Ärzte, denen ein Rechtstaat ja regulär erspart bleibt, kann eine Ver-zig-fachung ihrer Strafe egal sein.

Der ORF hat einen sog. Publikumsrat. Wann gibt es Glasnost und Perestroika auch bei ARD und ZDF?

Der Publikumsrat des ORF ist ein Organ des Österreichischen Rundfunks (ORF) und dient vorrangig der Wahrung der Interessen der Hörer und Zuschauer der Rundfunkgesellschaft.
Sechs Mitglieder des Publikumsrates werden von den ORF-Kunden frei gewählt.
Quelle: Wikipedia

Politiker und auch viele andere Funktionsträger dürfen dem Rat nicht angehören. Das klingt doch gut. Warum ist der öffentlich-rechtliche Rundfunk in Deutschland nicht auch so demokratisch?