Mittwoch, 17. März 2010

Wie der Teufel das Weihwasser


so scheint die deutsche Medizin in Kollaboration mit den deutschen Medien die Thermografie als diagnostisches Instrument im Gesundheitswesen zu meiden.

Wie entdeckt man latente, chronische Entzündungsherde im Körper? Die deutsche Medizin zeigt sich da jedenfalls ziemlich orientierungslos. Bei normalen Blutuntersuchungen können bestimmte chronische Entzündungsherde unentdeckt bleiben, ebenso kann man nicht immer wieder und alle fraglichen Körperregionen röntgen. Da könnte Thermografie nützlich sein. Im Energiesparbereich kennen wir die Thermobilder schon lange bei der Aufnahme von Wärmelecks in Gebäuden. Auch im Zusammenhang mit neuen Grippeepedemien erfahren wir, dass in Asien mit Thermokameras an Flughäfen Erkrankte in grossen Menschansammlungen erkannt werden. Nur in Deutschland herrscht in Sachen Thermografie in der Humanmedizin das grosse Schweigen, und die Medien schweigen mit.

Weil mich Thermografie als Diagnoseinstrument interessiert, hatte ich bei diversen Ärzten mal nachgefragt und bin immer nur auf Desinteresse und Unverständnis gestossen: "Thermografie gehört nicht zum Katalog der abrechnungsfähigen Leistungen." Aber nichtmal als sog. IGeL-Angebote kann man Thermografiediagnostik bekommen.
Auch meine Anfragen bei der hiesigen Ärztekammer und bei der seinerzeitigen Patientenbeauftragten des Bundes brachten nur Absagen und Ignoranz. Ebenso wurde ich bei der Patienteninitiative der Hamburger Verbraucherzentrale per eMail über Wochen hingehalten und schliesslich abserviert. Selbst das Institut für Qualität und Wirtschaflichkeit im Gesundheitswesen (IQWIG) bietet nichts zu Thermografie, so als ob's das nicht gibt. Ebenso Null Information bei der Klinik für Diagnostik in Wiesbaden.

Dass das Entdecken von Entzündungsherden, beispielsweise im Zahn-Kieferbereich, in der deutschen Medizin ein Problem ist, wurde vor einigen Wochen in der ZDF-Markus-Lanz-Show thematisiert, allerdings kam der eingeladene Zahnarzt dann lächerlicherweise mit einer bastelmässigen Ultraschall-Bildgebung als Alternative, mit erbärmlichen Bildern - there is no biz like showbiz. Ultraschall/Sonografie ist im Knochenbereich und in komplexen Raumstrukturen ziemlich ungeeignet. Das also ist der Beitrag der grossen Medien zu dem Problem: Schweigen und Des-Informationen.

Warum findet Thermografie als Mittel der Diagnose in der deutschen Humanmedizin nicht statt?

- Weil Thermografiebilder auch von Laien intuitiv verstanden werden können - Thermografie also ein gegen Herrschaftswissen gerichtetes, "zu demokratisches" Instrument der Diagnose wäre, also nicht in ein Fachidioten-zentriertes System passt in dem primär Geld gemacht werden soll?

- Weil, anders als Röntgen, MRT, CT und Ultraschall/Sonografie, Thermografiebilder problemlos, schnell und immer mal wieder in jeder Praxis vom ganzen Körper und von jeder einzelnen Körperpartie genommen werden könnten und dann vielleicht überraschende Dinge zeigen, von denen manche nicht wollen, dass Patienten und viele Ärzte davon wissen?

- Weil Thermografiebilder zu preisgünstig und einfach zu machen sind, man also nicht viel damit verdienen kann?

Während im als tierlieb geltenden Deutschland Thermografie in der Tiermedizin eingesetzt wird (Tiere können die Bilder ja nicht verstehen und therapeutische Massnahmen einfordern) lässt man in anderen Ländern auch Humanpatienten am technischen Fortschritt partizipieren. Da hätte man ein Diagnose-Instrument zur preisgünstigen und problemlosen Untersuchung von Patienten, und nutzt es nicht. Vor dem Hintergrund muss man in vielen Fällen Röntgen als Körperverletzung bezeichnen, und das Nicht-Thermografieren als unterlassene Hilfeleistung. Wer klagt?

Aber auch in anderen Bereichen wird hier zu Lande die Thermografie nahezu totgeschwiegen. Als vor einiger Zeit öffentlich über Biometrie und automatische Identifikation diskutiert wurde, gab es angeblich nur die beiden Alternativen Fingerabdruck oder Iris-Scan - beides mit gewissen Risiken und diversen anderen Problemen. In Japan hingegen macht man die automatische biometrische Identifikation per Thermografie-Scan des Blutgefässmusters auf dem Handrücken - angeblich ähnlich individuell wie ein Fingerabdruck - aber anders als Fingerabdrücke nicht missbräuchlich verwendbar. Hier zu Lande hat man aus irgendwelchen unerfindlichen Gründen offenbar irgendwas gegen die Technik der Thermografie bei der Anwendung am Menschen.