Freitag, 3. Dezember 2010

Wer kaum noch was hat, dem wird auch das wenige noch genommen

Vor einigen Wochen beim Zappen zufällig im Regionalmagazin aus Schleswig-Holstein einen Beitrag gesehen über demonstrierende blinde Menschen. Die Blinden demonstrierten weil ihnen von der dortigen Regierung ihr Blindengeld drastisch gekürzt wurde. Drei Dinge in dem Beitrag fand ich sehr anrührend: Zu der Demonstration im ungemütlichen Herbst waren auch Blinde aus dem gesamten Bundesgebiet angereist, aus Solidarität. Eine blinde Schleswig-Holsteinerin sagte, auch sie wolle ihren Beitrag zur Sanierung der Staatsfinanzen leisten, aber eine so drastische Kürzung sei zu schlimm (erinnere nicht mehr um welche Betragshöhe es ging, aber es war ein erheblicher Prozentsatz). Ein Blinder hatte sogar seine beiden Glasaugen dem Ministerpräsidenten geschickt.

Und dann lese ich, dass sich die Parlamentarier einiger Bundesländer ihr Salär um mehrere hundert Euro pro Monat selbst erhöht haben, dass die Intendanten unserer Fernsehanstalten bis zu fast einer halben Million Euro Einkommen im Jahr bekommen, und das Fernsehen erzählt uns von Solidarität, Staatsräson, staatsbürgerlichen Pflichten, mehr Eigenverantwortung aber weniger Egoismus usw. Im TV läuft gefühlt jede Woche eine Preisverleihungs-Show in welcher sich die Medien und Prommies selber feiern, sich gegenseitig Preise zuschieben und alle zusammen allein dafür die dicke GEZ-Kohle abreifen, dass Kameras bei der Party dabei sind. Gestern lief beispielsweise die WDR-1Live!-Krone-Show, darin wurden Kronen in Plastikkugeln als Preise verliehen und einer der es wissen musste meinte, die Dinger seien richtig teuer. Für solchen Scheiss wird Kohle rausgehauen. Das Geld für die witz- und geistlose Show, die sich selbst feiernden Prommies und die hässlichen aber teuren Preise hätten sie lieber an Obdachlose spenden und statt dem Show-Käse lieber einen guten ausländischen Spielfilm zeigen sollen.