Freitag, 11. März 2011

Die Fortschritts-Lüge des deutschen Rundfunk & Fernsehens

Was hat man uns in all den Jahren nicht alles an Fortschritt im Rundfunk & Fernsehen versprochen. Technisch: per Digitalfunk auch Programminformationen aufs Radio-Display, 3D-Fernsehen, zuschaltbare Untertitel, freie Wahl zwischen Originalsprache und deutscher Synchronisation. Und inhaltlich: via Satellit berichten Korrespondenten sofort von jedem Punkt auf dem Globus über aktuelle Geschehnisse, usw.
Und wie sieht die Medien-Wirklichkeit tatsächlich aus? Es gibt kaum noch ausländische Spielfilme im Fernsehen, und bei den wenigen gesendeten gibt es zwar technisch eine Sprachauswahl, die aber doch jedesmal nur die deutsche Synchronisation liefert, nie die fremdsprachige Originalversion. Untertitel sind sowieso nirgendwo zuschaltbar, also Taubstumme haben das Nachsehen beim Fernsehen. Und das digitale Satellitenradio sendet keinen elektronischen ProgrammGuide. Tatsächlich erleben wir Rückschritt, denn technisch gibt es für die Zuschauer kaum Fortschritt, und der wird vom inhaltlichen Rückschritt aufgefressen.
Anderes Beispiel: Das angeblich so dichte Reporternetz. Die aktuellen Volksaufstände in Arabien finden im deutschen Fernsehn kaum statt. In Ägypten trauten sich die wenigen deutschen Reporter nicht auf die Strasse, berichteten meist nur vom Balkon ihres Zimmers. Kaum Interviews mit Demonstrierenden, keine Interviews mit den Machthabern in Ägypten oder Libyen, keine Anwesenheit deutscher Reporter bei den Unruhen in Bahrain. Deutschland verkauft lieber Waffen in Krisenregionen, und schaut dann weg.
Hingegen die BBC führt Interviews unten auf der Strasse mit Demonstrierenden, mit Regierungschef Mubarak, mit seinem Vize Suleiman, mit Colonel Gaddafi und mit dessen politisch aktivem Sohn. BBC Reporter sind sofort bei den Unruhen in Bahrain und stellen die Regierenden in einer Pressekonferenz öffentlich zur Rede über die getöteten Demonstranten. Von deutschen Reportern keine Spur. Der Sender France 24 bringt ein interessantes Interview mit dem ägyptischen früheren Chef der UNO, Butros Ghali.
Im deutschen Ereignis- und Dokumentationskanal Phoenix, eine Gemeinschaftsproduktion von ARD und ZDF laufen hingegen meistens nur alte Dokumentationen, aber wenig aktuelle Ereignisse - Fernsehen von geistigen Rentnern für Rentner: Rentner Content. Als Ausweis für Modernität zitiert das ZDF ein paar Blog- und Twitter-Meldungen.