Mittwoch, 2. März 2011

TV-Quizsendungen als Geldverteiler der Geheimdienste?

Früher hiess es kurz vor der Ziehung der Lottozahlen in etwa immer: "Der Ziehungsbeauftragte hat sich vor der Ziehung vom ordnungsgemässen Zustand des Ziehungsgerätes und der 49 Kugeln überzeugt." Heute wird einfach losgelegt.

Bei "Schlag den Raab" wird zu Beginn jeder Sendung aus einer handvoll Kandidaten der Gegner für Raab angeblich per Telefonvoting live ausgewählt. Wenn der Gegner von Raab feststeht, begibt sich der Moderator zu dessen Angehörigen unter den Zuschauern im Studio. Merkwürdiger Weise sitzen die Angehörigen des angeblich grade erst gewählten Voting-Siegers in jeder Sendung immer an der selben Stelle. Das kann aber eigentlich nur sein, wenn die Macher schon vorher wissen, wer der Kandidat gegen Raab sein wird! Denn wo sitzen die vier Angehörigen-Gruppen der vier Voting-Verlierer? So viele mittige Sitzränge gibt es gar nicht im Studio. Merkwürdig auch, dass auf der Website zur Sendung keine Kandidatensuche und keine Anmeldemöglichkeit für Möchtegern-Kandidaten angezeigt wird. Was wohl kaum an einer vollen Warteliste liegen kann, denn was soll man mit Monate alten Bewerbungen. Wie also sucht die Sendung ihre Kandidaten? Die Sendung, an dessen Ende der siegreiche Gegner von Raab angeblich mindestens eine halbe Million Euro mitnehmen darf, also augenscheinlich ein Betrug!

In den abendlichen ARD-Quizsendungen vor 20 Uhr, aber auch in den Quizsendungen anderer Sender, werden den Kandidaten manchmal so spezielle Fragen gestellt, die eigentlich nur beantworten kann, wer entweder ausgerechnet ein dazu passendes Hobby hat, oder durch irgend eine persönliche Begebenheit kurz zuvor Kenntniss darüber erlangt hat. Und die Kandidaten wissen die Antwort, weil ihnen zufällig (zufällig?) vorher irgendetwas dazu Passendes passiert ist. Fragen ungefähr von imaginärer folgender Kragenweite: Wie heisst die Nummer des Personalausweises von Erika Mustermann? TV-Quiz-Kandidaten wissen das; beispielsweise weil der Kandidat grade letzte Woche auf dem Ordnungsamt war, und im Wartebereich hing ein Info-Plakat mit einer Abbildung des neuen Personalausweises, und aus Langeweile hat der Kandidat sich die Perso-Nummer genauer angesehen, weshalb er die nun noch weiss. Oder: In welchem Jahr wurde der asiatische Spielfilm Soundso produziert. Der Kandidat weiss es, weil sein Kumpel oder seine Freundin Asien- und Film-Fan ist und sich just vor einigen Wochen genau diesen Film als DVD aus der Videothek geliehen hatte, und als der Abspann lief, wo der Kandidat normalerweise nicht mehr hinschaut, sei plötzlich die Wohnzimmerbeleuchtung ausgegangen, weshalb er auf den Fernseher als einziger Lichtquelle geschaut habe und dort lief grade im Abspann das Produktionsjahr des Films durch, darum weiss er das. Niemand im Sender legt offen, wer die Fragen auswählt und nach welchen Kriterien. Also wie kommen die Quizfragen-Ausdenker auf so spezielle Fragen, die von den Kandidaten dennoch beantwortet werden können? Die Antwortmöglichkeiten werden in den Quizsendungen bekanntlich bis zum Geht-nicht-mehr durchdiskutiert. Manchmal entscheiden Kandidaten sich dennoch für völlig absurde, unwahrscheinliche Anworten, können aber nicht begründen, warum. Und ihre Antwort ist richtig. Das wirkt so, als habe ihnen irgendwer signalisiert oder zugeflüstert, welche Antwort sie nehmen sollen.

Wie könnte man bewährte, besonders engagierte, erfolgreiche V-Leute von Polizei und Geheimdiensten mit viel Geld belohnen, ohne dass deren soziales Umfeld misstrauisch wird? Sind da Quizshows und andere Gewinnspiele nicht ideal? Vermögen, welches im öffentlichen Glücksspiel gewonnen wurde, wird wohl kaum noch von Angehörigen, Nachbarn und Arbeitskollegen hinterfragt, es ist quasi gewaschenes Geld.
Ich will nun keinesfalls behaupten, das überhaupt oder alle Kandidaten, die in TV-Gewinnspielen erfolgreich ein Vermögen abgreifen, besonders erfolgreiche Geheimdienstleute sind. Vielleicht ist es so, vielleicht sind es nur einige, vielleicht aber auch nicht. Ich wundere mich nur über dieses und jenes.