Freitag, 8. April 2011

Synchronisation als Bevormundung Betroffener und Zuschauer

Der Gipfel ist es wenn die Synchronstimme in den Nachrichten oder in Dokus über die Originalstimme gelegt wird, buchstäblich wie ein Vormund, so dass das Original nicht mehr verstanden werden kann, und die Synchronstimme auch noch versucht, die Stimmlage und die Stimmung der Betroffenen zu imitieren, und ganz bewusst dazu noch kommentierende Gefühlsfärbungen untermischt. Da klingt eine im Original nüchterne sachliche Beschreibung dann in deutscher Übersetzerstimme anklagend, vorwurfsvoll, oder ein verzweifelter Hilfe-Appell wird durch eine theatralische deutsche Synchronstimme zu Unernst entwertet, und hält somit die deutschen Zuschauer emotional auf Distanz zu den Menschen über die berichtet wird. So macht das deutsche Fernsehen aus Betroffenen Objekte und Marionetten, und aus den Zuschauern Mündel, denen die Betroffenen das sagen, was das Fernsehen rüberbringen will. Wir sollen gucken, und die Botschaft der Medien verstehen, aber nicht mitfühlen, wenn das Fernsehen es nicht will. Beispiel: Amy Winehouse im ZDF-Kulturjournal Aspekte Man fasst sich an den Kopf: Da interviewt ein Kulturmagazin eine Frau, die mit ihrer Stimme berühmt geworden ist, und dann quatschen die ihr drüber, sodass man ihre Antwort nicht hören kann; versuchen sogar, ihren Tonfall zu imitieren. Anmassender, bevormundender, unverschämter geht es kaum. Und sowas nennt sich ein Kunst- und Kulturmagazin. Entweder man will - ob als Sendungsmacher oder Zuschauer - "kein solches Wrack" wie Winehouse auf dem Bildschirm haben, dann können beide sie ignorieren, oder man will hören was sie zu sagen hat und WIE sie es sagt.