Montag, 13. Januar 2014

Sehen und Verstehen?, am Beispiel Jean Seberg

Kürzlich lief wieder ein Film mit der Schauspielerin Jean Seberg samt einer Biografie-Doku über sie auf Arte, wobei der Anlass unbekannt war. Ich finde sie als Frau und Schauspielerin jetzt nicht so toll, aber ihre Biografie dann doch nicht uninteressant. Sie hatte sich symphatischer Weise aber wohl ziemlich naiv für Indiander und Afro-Amerikaner engagiert, geriet dadurch in den Fokus des FBI, wurde überwacht, war das Ziel von Schmutzkampagnen und wurde von vielen gemobbt. Schliesslich starb sie unter dubiosen Umständen Ende der 70er Jahre, angeblich Selbstmord. Mit einigem Interesse habe ich den WikipediaArtikel über sie gelesen. Dabei ist mir etwas aufgefallen.

Also das Bild ist das einer sehr jungen, blonden, protestantisch sozialisierten Frau aus einer Kleinstadt in der us-amerikanischen Provinz, die in die grosse weite Welt des ShowBiz auch nach Paris kommt und dort lebt, und die aus der Sicht der zwei Welten über allerlei Unstimmigkeiten und Ungerechtigkeiten stolpert und diese Dinge kraft ihrer Promminenz auch öffentlich beklagt. Schaut man sich im WikiArtikel ihre Filmografie an, so könnte man meinen, viele der Filmtitel seien schon damals Hinweise für sie, und bezeichneten ihren eigenen Lebensweg. Ihre Karriere beginnt mit "Die heilige Johanna", die ja bekanntlich auf dem Scheiterhaufen endete; dann der Film "Die Maus, die brüllte", als welche die Mächtigen sie vermutlich gesehen hatten,  "Die Demarkationslinie", die sie mit ihrem politischen Engagement offenbar überschritten hatte, "Die Wildente", wohl weil sie sich frei und unkonventionell in der Welt bewegte, und schliesslich "Der Leopard greift an", während dessen Dreharbeiten ihr Tod fiel, der offiziell ein Selbstmord ist, aber einige für einen Mord halten.
Man kann natürlich einwenden, dass einige der Original-Titel etwas anderes bedeuten als die deutschen Titel, was obige Auflistung und Interpretation aushebele. Dem ist entgegen zu halten, dass die OriginalTitel entweder andere Begriffe für den gleichen Inhalt sind, also dass die deutschen Titel nicht beliebig aus der Luft gegriffen sind, sondern sich ebenfalls am Filminhalt orientieren, und dass Titel primär für das aussenstehe Publikum sind, während der FilmInhalt den am Film Beteiligten präsenter ist. Also beispielsweise der deutsche Filmtitel "Westwärts zieht der Wind" könnte als eine Aufforderung zum Opportunismus verstanden werden, ebenso wie der OriginalTitel "Paint your waggon". Zwei sehr unterschiedliche Titel für den selben Film, aber dennoch ein gleicher Bedeutungsinhalt.

Übrigens scheinen die Medien auch das jüngste deutsche Pendant zu Jean Seberg, die ebenfalls Gesellschafts kritische Theater- und Film Schauspielerin und Charakter-Darstellerin Susanne Lothar ähnlich gedemütigt zu haben: in ihrem letzten Fernsehfilm vor ihrem frühen Tod (Selbstmord?) war sie als Hamburger Gurken-Fabrikantin (Filmtitel "Die Gurkenkönigin" ) besetzt. Ich halte das für eine gezielte Demütigung der gesellschaftskritischen Schauspielerin durch die FilmMächtigen.
Jeder muss selbst entscheiden, ob ihm diese Umstände für eine Verschwörungstheorie hinreichen, oder ob er egal bei welcher Faktenlage aus religiösen oder finanziellen Gründen grundsätzlich jede Verschwörung öffentlich verneint und Verschwörungstheorien diffamiert.

gez. Der Dackel, der bellt und manchmal gerne Gurken isst